Hört man das Wort "reich", hat wohl jeder ein Bild vor Augen, wie solch ein Leben aussehen könnte. Doch wann kann man sich selbst als reich bezeichnen?
Ein Haus mit Pool, die Jacht im Hafen und regelmäßig Austern und Champagner – wer an ein Leben in Reichtum denkt, könnte es sich so vorstellen. Vielleicht bedeutet reich sein für Sie aber auch etwas ganz anderes: frei über Ihre Zeit verfügen zu können, zum Beispiel, oder vertrauensvolle Beziehungen zu Freunden und Familie zu haben. Reichtum ist etwas sehr Individuelles. Doch gibt es zumindest aus finanzieller Sicht einen Richtwert?
Wie bei der Armutsgrenze gibt es auch bei der Frage, ab wann man in Deutschland als reich gilt, keine unumstrittene Definition. Zudem muss man zwischen Einkommens- und Vermögensreichtum unterscheiden. Wir geben Ihnen einen Überblick.
Reichtum nach Einkommensteuertarif
Legt man den Verdienst zugrunde, bietet der Einkommensteuertarif eine Orientierung. Denn ab einer gewissen Höhe greift der sogenannte Spitzensteuersatz. Wer mit ihm belegt wird, ist also Spitzenverdiener und muss sein Einkommen mit 42 Prozent versteuern. Das trifft alle, die 2023 mehr als 62.810 Euro zu versteuerndes Einkommen haben. Um wahrhaft reich zu sein, ist das aber noch nicht genug – zumindest nach der Logik der Einkommensteuer.
Reichtum laut Wissenschaft
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales nennt eine andere Definition, ab wann man in Deutschland als reich gilt. Auf der Webseite armuts-und-reichtumsbericht.de heißt es dazu: "Als einkommensreich gilt nach einer wissenschaftlichen Konvention, wer über mehr als das Doppelte bzw. Dreifache des Medians der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung verfügt. Diese Grenzen sind ähnlich umstritten wie die Armutsrisikoschwelle."
Nettoäquivalenzeinkommen
Das Nettoäquivalenzeinkommen ist ein Nettoeinkommen, das nach Zahl und Alter der Haushaltsmitglieder gewichtet ist. Dabei erhält die Person, die den Hauptverdienst mit nach Hause bringt, den Faktor 1, alle übrigen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren den Faktor 0,5 und Personen unter 14 Jahren den Faktor 0,3. Ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren hätte daher bei einem verfügbaren Einkommen von 4.500 Euro im Monat ein Äquivalenzeinkommen von 2.142,86 Euro (4.500/(1+0,5+2*0,3)=2.142,86). Ein allein lebender Single, der 2.142,86 Euro verdient, könnte sich also genauso viel leisten wie der Familienhaushalt.
Laut dem jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht von 2021 verfügen etwa acht Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens das Doppelte des mittleren Einkommens, etwa zwei Prozent über mindestens das Dreifache.
2019 lag das mittlere Einkommen bei 23.515 Euro im Jahr und damit bei 1.960 Euro im Monat. Um reich zu sein, hätten Sie als allein lebender Single demnach über mindestens 3.920 Euro netto im Monat verfügen müssen. Nach dem 300%-Kriterium, also dem Dreifachen des mittleren Einkommens, wären 5.880 Euro netto nötig gewesen.
Gehören Sie zu den obersten zehn Prozent?
Eine dritte Antwort auf die Frage, ab wann man als reich gilt, liefert das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Es setzt den Schwellenwert zu den einkommensreichsten zehn Prozent als Maßstab an.
Demnach gehört ein Single ab einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 3.700 Euro zum reichsten Zehntel. Als Paar ohne Kinder müsste man auf 5.550 Euro netto im Monat kommen. Die unterschiedlichen Grenzen ergeben sich aus der Annahme, dass das Leben günstiger wird, wenn man es teilt. Hier können Sie testen, ob Sie selbst zur Oberschicht gehören.
Ab wann bin ich reich an Vermögen?
Das IW hat sich nicht nur angeschaut, ab wann Sie als einkommensreich gelten, sondern auch, wie viel Vermögen nötig ist, um als reich durchzugehen. Demnach sind rund 477.000 Euro an Vermögen nötig, also etwa aus dem Besitz von Immobilien oder Wertpapieren.
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Sind Sie jünger als 30 Jahre, benötigen Sie ein Vermögen von 71.000 Euro, um zu den obersten zehn Prozent zu gehören. Bei 55- bis 59-Jährigen müssten es hingegen 625.000 Euro sein.
Author: Chris Snyder
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